Transkription von Ms 558
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Gotha d. 13. Apr: 8.
O wie sehr ist es mir zu gute gekommen, daß ich, theuerster Freund, das liebe Geschenk Ihres Buchs nicht eher, als nach meiner Zurückkunft erhielt – denn in meinem so abgeschmakten Zustand Zustand als ich mich hier durch einen heimtückischen Katharr versetzt sah, so wie ich aus dem Wagen stieg, ist Ihr schönes Werk mir nicht blos Unterhaltung – nein, es ist mein einzige Erquickung gewesen. Dank Ihrem herrlichen Genius. Er hat nicht nur das Herz eines alten kranken Mannes erfrischt *, sondern auch auf seine hunge gesunde Nichte, die er sich zur Vorleserin erbeten hatte so artig eingewirkt, daß wenn sie sich durch manche zart gewebte Stellen umschlungen fühlte, sie inne hielt – einen kleinen Absprung zu dem sprechenden Bildniß des Autors that, und dann wieder mit freundlichen Augen zu dem Text zu-
* und allzu freundschaftlich sein graues Haupt mit einem unverwelklichen Kranze geschmückt,
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rück kehrte. Wie sehr haben wir beyde beym Schluß des ersten Theils uns nach den [dem!] zweyten gesehnt! Möchte doch der kommende Frühling seinen [seinem!] lieblichsten Maler, mit dem stärkesten Balsam der natur – bessere Gesundheit mitbringen, und in seinen körperlichen und geistigen Kräften jenes Gleichgewicht herstellen, das den großen Schriftsteller – auch zu einem frohen u. glücklichen erhebt.
von Thümmel
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leer
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Dem lieben braven
Kabinetssekretär
Wagner
zu
Meiningen