Transkription von Ms 546

[Seite 1]

Coburg d. 29ten Merz 1777

Ich will nicht so geschwäzig seyn liebster Freund, Ihnen eine weitläuftige Beschreibung meiner Reise von Paris bis Coburg zu machen – ich sage Ihnen nur mit drey Worten daß ich am 8ten dieses, glücklich hier angekommen bin. Zu Strasburg wo ich mich einige Tage aufhielt besuchte ich Herrn Eberth nur um von Ihnen zu schwatzen. Zu Nürnberg richtete ich den Auftrag aus den Sie mir an H. von Murr gaben – Graf Bose hatte ihm den Catalogum schon zugeschickt (?), und ohnzweifel hat er sich seitdem schon bei Ihnen dafür bedankt. Als ich nach Coburg kam, war mein erstes Geschäfte, unter meinen Sachen, die mir nach einer Abwesenheit von 3. Jahren ganz fremd geworden sind, diejenigen Marmorplatten auszusuchen von denen ich mit Ihnen gesprochen habe – Ich ließ einen düchtigen Verschlag darzu machen, sie behutsam einpacken und habe sie am 21ten nach Franckfurth abgehen lassen, von da sie an H. Eberth geschickt werden der sie Ihnen, mein Werthester, durch einen Roullier, franco übermachen wird – Ich hofe daß sie wohlbehalten bey Ihnen ankommen und daß sie Ihnen um deswillen lieb sein sollen, weil es Seltenheiten der Natur aus Deutschland sind; Mittlerweile hatte ich auch schon, wegen Ihrer Forderung in Gotha, die Sache so eingeleitet, daß ich

[Seite 2]

mir einen guten Erfolg davon versprach, und gestern habe ich Gewißheit daran erhalten – H. Ettinger hat sich sogleich gefügt und seine so lang verschobene Bezahlung an denjenigen Freund geleistet, dem ich den Auftrag gab sie zu betreiben – H. von Ziegesar den Sie bey Uns in Paris gesehen haben, hat das kleine Geschäfte besorgt – Er hat den Richter und den Advocaten zugleich gemacht, und beides mit so guten Erfolg daß ich Ihnen durch beiliegenden von ihm indosirten Wechsel die Ettingerische Schuld übermachen kann – Er ist von einem guten Handelshaus in Gotha auf eines dergleichen in Lyon ausgestellt, den Sie nicht viel Mühe haben werden in Paris gegen so viel bares Geld umzusetzen.

Was machen Ihre Augen lieber Wille? Ich wünsche daß der kommende Frühling Sie immer mehr und mehr stärcken soll, und vielleicht stärcken Sie sich selbst bei dem schönen Battoni den Sie itzt stechen – Meinen Augen hat wenigstens, dieß Gemählde so wohl gethan, als nimmermehr ein Augenwasser thun kann. Zu Nürnberg hat mich H. von Murr zu einem Künstler geführt mit Nahmens Prestel, der itzt aus dem Praunischen Cabinet Handzeichnungen Handzeichnungen verschiedener großer Meister, in der nähmlichen Manier gestochen, herausgiebt. Ver-

[Seite 3]

muthlich haben Sie schon eine Probe davon gesehen – Sagen Sie mir doch im Vertrauen Ihre Meynung darüber; der Künstler ist so arm und hat so viel guten Willen zu arbeiten daß ich ihn schon um deßwillen einen guten bessern debit wünschen möchte als er gegenwärtig von seinen Arbeiten hat. H. von Merz hat mr viel Köstlichkeiten erzeigt, vielleicht weil ich ihm die neusten Nachrichten vun Unserem Wille geben konnte – Sie haben überall Ihre Bewunderer, mein Bester, aber in Nürnberg ist man so stolz auf Sie als ob Sie da gebohren wären, ohngeachtet aller Köpfe die da sausen und brausen zusammengenommen, in der Wagschaale des Genius schwerlich so viel wiegen als der einzige den Greuze letzthin gemahlet und Müller gestochen hat. Leben Sie vollkommen wohl und vergnügt, ich bin ewig

Ihr ergebenster Freund und
gehors. Diener
MAvThümmel

[vermutlich von der Hand Willes:] Repondu a Mr le Baron de Thümmel

[Seite 4]

[vermutlich von der Hand Willes:] le ba de thummel dit le sterne allemand

PS.

Empfehlen Sie mich wenn ich bitten darf der Madame Wille, auf daß freundschaftlichste und antworten Sie mir bald, liebster Freund, daß Sie den Wechsel richtig erhalten haben.

Top