Ms 303(4)

Tagebuch 1801

Entstehungszeit: Eintragungen vom 1. Januar bis 31. Dezember 1801

Art und Umfang: Die Eintragungen erfolgten in: Tägliches Taschenbuch für alle Stände auf das Jahr 1801. Ettinger, Gotha. Das „Tägliche Taschenbuch …“ umfasst insgesamt 272 Seiten; davon das Kalendarium 108 Seiten. Die Eintragungen erfolgten mit Tinte und zum Teil in Blei. Einige Einträge sind von fremder Hand.

Signatur: Ms 303 (4)

Format: 158 x 96 mm

Bemerkungen:
Thümmel schildert vor allem seinen Tagesablauf mit den häufigen Besuchen bei befreundeten Honoratioren und dem Adel in Coburg, wie der herzoglichen Familie, dem Feldmarschall Prinz Friedrich Josias von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1737-1815), dem Landschaftsdirektor (seit 1800) Christian Ferdinand von Könitz (1756-1832), seinem Schwager, dem Ober(hof)marschall Friedrich Ernst Jobst Melchior von Wangenheim (1756-1827) und dem Regierungsrat und späteren Vize-Präsidenten der Landesregierung Karl August von Wangenheim (1773-1850), dem späteren Gegenspieler Kretschmanns.

Die Tage verliefen sehr ähnlich – oftmals schreibt Thümmel: „Heute wie gestern“. Vormittags schreibt er am 8. Band seiner „Reise in die mittäglichen Provinzen von Frankreich“ – am 13. Mai stellt er befriedigt fest, dass ihm der Text bisher „sehr recht“ gefällt; abends ist er – zumindest im ersten Halbjahr – häufig Gast bei der Herzogin – und manchmal auch dem Herzog – zum Tee und Kartenspiel. Oftmals besucht er die „Comödie“, wobei auffällt, dass ihm die Musik Mozarts zum „Don Giovanni“ nur „schlecht gefallen“ hat. Thümmel berichtet von seinen Reisen mit dem Herzog nach Meiningen und dem Besuch des Herzogs von Meiningen in Coburg und auf seiner Marbel-Mühle in Oeslau.

Es gibt erste Auseinandersetzungen (15. Mai) mit dem zum 1. Juli zum Coburger „dirigierenden Minister“ ernannten Theodor Konrad von Kretschmann (1762-1820); Kretschmann war vom Herzog mit der Reform der Staatsfinanzen und der Staatsverwaltung beauftragt worden.

Thümmel notiert auch familiäre Sorgen: der (Stief-)Sohn August (1774-1814), Gustel genannt, verspielt „leichtsinnig“ sein Geld. Ausführlich berichtet er von der Verlobung und Hochzeit (15. Dezember) seiner Tochter Natalie (1782-1833) mit Karl Philipp Friedrich von Thüngen (1776-1841); Natalie war Hofdame in Coburg. Doch auch hier erlebt er Kummer wegen Natalies Verhalten ihm und seinen „väterlichen“ Ratschlägen gegenüber; auch kleine und größere Malheurs sind zu erfahren: so stürzt z. B. die Kutsche auf der Rückfahrt von der Verlobungsfeier in Ditterswind und Pfaffendorf um und Natalie und ihre Schwester Roxane werden „beschädigt“ (15. September), aber nicht ernsthaft.

Thümmel hat engste Kontakte zu den Kritikern Kretschmanns; so unterstützt er z. B. den Landschaftsdirektor von Könitz, der Streit mit Kretschmann hat, bei dessen Wunsch, in Meininger Dienste zu wechseln (22. November).

Zudem berichtet Thümmel von den Besuchen bei seiner Schwester Christiana von Imhoff (1750-1838) in Bayreuth und in Leipzig bei seinem Freund Christian Felix Weiße (1726-1804), gemeinsam mit einem Teil seiner Familie, um für die Hochzeit Natalies einzukaufen. Am 31. Dezember notiert er seine Sorgen mit Natalie und wünscht sich, dass „Gott mir das neue Jahr froher seyn lassen möge als das vergangene“.

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