Ms 303(2)
Tagebuch 1778
Entstehungszeit: 1. Mai bis 14. November 1778
Art und Umfang: 3 Lagen unpaginierte und geheftete Bogen (20, 16 und 8 Bl.) in Schuber. Mit Tinte und zu einem kleinen Teil mit Blei geschrieben.
Signatur: Ms 303 (2)
Format: 160 x 105 mm; 175 x 110 mm; 180 x 130 mm
Bemerkungen:
Das Tagebuch beginnt am 1. Mai 1778 mit der Abreise Thümmels aus Coburg; seine Reise, wozu ihn der Herzog beurlaubt hat, führt über Mönchröden, Gräfenthal – hier besichtigt er den „Kupferhammer“ -, Saalfeld, Gera nach Altenburg. Hier bleibt er einige Tage und besucht Mitglieder der Staatsverwaltung von Sachsen-Gotha-Altenburg und befreundete Adelige. Am 13. Mai geht die Reise weiter nach Zwickau, wo seine Eltern und weitere Verwandte leben. Während der Reise erhält Thümmel immer wieder Briefe aus Coburg wg. dienstlicher Angelegenheiten, u. a. wg. der Verhandlungen mit dem französischen Hof über das „Droit d`aubaine“ (Fremdlingsrecht). In Zwickau feiert er seinen 40. Geburtstag am 27. Mai; danach fährt er mit seinem Freund Christian Felix Weiße nach Leipzig, wo er auch seinen Verleger Reich trifft und Möbel kauft.
Am 6. Juni geht es mit seinem Bedienten über Merseburg nach Bad Lauchstädt, wo er bis 3. Juli als Kurgast bleibt. Die Schilderungen das Alltags als Kurgast, die gemeinsamen Vergnügungen bei Tanz und Ausflügen, die Begegnungen mit Gästen aus ganz Deutschland, aber auch die Verwirrungen der Liebeleien nehmen einen großen Teil des Tagebuches ein.
Über Naumburg und Jena geht es am 4. Juli nach Gotha, wo er seine Brüder Hans Wilhelm und Friedrich Christian und deren Familien trifft; Friedrich Christian war mit seiner Familie gerade von einer mehrjährigen Reise in die Niederlande, Frankreich und Italien zurückgekehrt; Aufenthalte in Gotha und Sonneborn bei Gotha.
Am 23. Juli über Georgenthal und Schmalkalden nach Meiningen; am 28. Juli über Römhild und Rodach wieder nach Coburg. Hier kümmert sich Thümmel um den Umbau seiner Wohnung – Wanddurchbruch ins Nachbarhaus – und lässt von Magister Clarus einen Katalog seiner Bücher anfertigen. Am 19. August wird Prinzessin Sophie geboren; Thümmel besucht Mutter und Tochter kurz nach der Geburt am Wochenbett. Am nächsten Tag erhält er die Nachricht, dass sein Bruder Friedrich Christian in Ronneburg schwer erkrankt ist; als er am 21. August eintrifft, erfährt er, dass sein Bruder am 19. August gestorben ist.
Damit ist das bei Gruner (1819) und Heldmann (1964) angegebene Sterbedatum 19. September falsifiziert; das richtige Datum ist 19. August. Thümmel begleitet die Witwe nach Gotha, wo die Familie lebt; dort bleibt er bis 30. September 1778. Unter dem Datum 30. September hält Thümmel seine Absicht fest, seine Schwägerin, die Witwe von Friedrich Christian, zu heiraten. Rückkehr nach Coburg.
Das restliche Tagebuch bis 14. November beschreibt seinen Alltag in Coburg als Staatsbeamter: Treffen des Geheimen Rats; Spaziergänge, Begegnungen, Einladungen, Konzerte, finanzielle Probleme, Langeweile und Migräneanfälle, hypochondrische und rheumatische Unpässlichkeiten.