Transkription von Ms 280 / 8
[Seite 1 Vorderseite]
Erlangen d. 7 Jan 1840
Hochgeehrter Herr! Ich danke schönstens für Ihre Zuschrift u Zusendung meiner Beiträge. Die Unterschrift unter das Kupfer ist so ganz recht: Zu Gedicht die Todtenäcker v Fr. Rückert. Das ganze Mscr. werde ich Ihnen in 8 Tagen schicken; so lange muß ich noch warten auf ein Gedicht das der König Ludwig [vgl. Anmerkung 1] zugesagt hat . Wenn Sie nicht eng drucken lassen wollen, so werden Sie wol einige Bogen zusetzen müssen. Ich habe an die 300 Blätter, deren jedes ich auf eine eng gedruckte Seite rechne. Einige Blätter geben freilich jedes 3-4 Seiten, andere aber auch nur ½ ⅓. Lassen Sie nur dann sogleich sorglich anfangen u schnell vollenden, damit wir nicht gar zu spät nach der Hochzeit in London [vgl. Anmerkung 2] kommen (auf den Tag brauchts nicht) denn ich habe den ganzen gewundenen Festkranz durch ein Schlußgedichtchen [vgl. Anmerkung 3] dem Prinzen Albert, den ich v Coburg aus näher kenne, zugeeignet , was Sie aber vorderhand Niemand sagen mögen! Ich danke Ihnen für Ihre Bemühung bei H. Dr. Marbach [vgl. Anmerkung 4]. Sollte er säumen, so können Sie ihn wol unter dem Vorwande mahnen, daß Sie Ihre Sendung an mich nicht länger aufschieben möchten. Ihr ergebenster Rückert
Anmerkungen:
1. König Ludwig I. von Bayern (1786–1868) war in Tauchnitz’ »Deutschem Musenalmanach« von 1840 mit den folgenden Gedichten vertreten: »An Schiller’s und Göthe’s Bekritler.«, S. 101-102; »An Pompeji.«, S. 107.
2. Die Eheschließung zwischen Königin Victoria von England (1819–1901) mit Albert von Sachsen-Coburg-Gotha (1819–1861) am 10. Februar 1840.
3. »Gasel. An seine Königliche Hoheit, Prinzen Albert von Sachsen-Coburg.«, S. 298.
4. Der Leipziger Dichter und Schriftsteller Oswald Marbach (1810–1890).
[Seite 1 Rückseite]
Herrn Buchhändler Bernhard
Tauchnitz
Wohlgeb
Leipzig
[Von fremder Hand:]
1840
Erlangen, den 7. Jan.
Rückert empf. den 9. Jan.
beantw. den 14. Jan.