Kernsammlungen

Herzogliche Hof- und Staatsbibliothek

Der Kernbestand der Bibliothek umfasst rund 55.000 Titel vom 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert. Wegen der zahlreichen Sammelbände ist der genaue Umfang nur schwer zu ermitteln. Im 18. Jahrhundert wurde die Coburger Hofbibliothek (Hof- und Staatsbibliothek seit dem frühen 19. Jahrhundert) systematisch ausgebaut und nach dem enzyklopädischen Prinzip neu geordnet. Die Literatur der Aufklärung - von den Veröffentlichungen aus dem Frankreich vor und und während der Revolution bis zu den Schriften König Friedrichs II. von Preußen - ist darin in großer Vollständigkeit vorhanden. Zwischen 1811 und 1857 sind Pflichtablieferungen Jenaer Drucker nachweisbar. Von den in die Hof- und Staatsbibliothek eingegliederten älteren im Schloss vorhandene Büchersammlungen sind besonders die Luther-, Reformations- und Konfessionsschriften zu nennen. Der Bestand "Hof- und Staatsbibliothek" wurde erst jüngst in den Online-Katalog überführt. Wessen Eigentum er ist, lässt sich nicht abschließend klären.

Integriert sind auch Teile der von Fürstäbtissin Elisabeth Ernestine Antonie, Prinzessin von Sachsen-Meiningen (1681-1766), im Stift Gandersheim (Schloss Brunshausen) ausgebauten Bibliothek. Das einst ottonische Reichsstift war im ausgehenden 16. Jahrhundert in ein evangelisches Damenstift umgewandelt worden und existierte bis 1802/10. An der Spitze standen im Verlauf der Jahrhunderte „sächsische“ Prinzessinnen aus den Geschlechtern der Ottonen, Welfen und (ernestinischen) Wettiner. Wegen der Aufhebung des Stiftes konnte die als nächste Äbtissin vorgesehene Prinzessin Karoline Ulrike Amalie von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1753-1829) diese Würde nicht mehr übernehmen. Sie kehrte nach Coburg zurück, abgefunden unter anderem mit rund 800 Büchern aus der Gandersheimer Bibliothek, die so ihren Weg in die Herzogliche Hofbibliothek fanden – das einzige säkularisierte Klostergut, das in der Landesbibliothek Coburg zu finden ist.

Bibliotheca Casimiriana

Die historische Bibliothek des 1605 gegründeten und bis heute bestehenden Gymnasiums Casimirianum kam nach dem Zweiten Weltkrieg unter das Dach der Landesbibliothek. Der Bestand ist vollständig im Katalog nachgewiesen und gilt als historische Bibliothek eines heute staatlichen Gymnasiums als staatliches Eigentum. Er umfasst Literatur des 15. bis frühen 20. Jahrhunderts, wobei die Handschriften und Inkunabeln ausgegliedert und zu den entsprechenden Beständen aus der Hof- und Staatsbibliothek gestellt wurden. Ohne Handschriften und Inkunabeln erzielt eine Suche nach der Signaturgruppe "Cas" im Katalog fast 17.600 Treffer. Wegen der zahlreichen Sammelbände beträgt die Bandzahl ungefähr die Hälfte davon. Der Cas-Bestand erstreckt sich wie die Hof- und Staatsbibliothek auf alle Wissensgebiete. Er setzt sich zusammen aus der ursprünglichen Bibliotheca Casimiriana und der Schlossbibliothek Herzog Albrechts. Beide Segmente lassen sich anhand der eingeklebten Exlibris gut voneinander unterscheiden, soweit diese nicht fehlen oder verloren gegangen sind. Besonders erwähnenswert sind die sehr seltenen Erstausgaben aus dem Simplicianischen Zyklus Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausens, die über die Schlossbibliothek Herzog Albrechts in den Cas-Bestand kamen.    

Gymnasium Casimirianum

 

 

Scheres-Bibliothek

Johann Conrad von Scheres gen. Zieritz (1641-1704), Coburger Kanzler in der Regierungszeit Herzog Albrechts, vermachte 1690 seine Privatbibliothek testamentarisch dem Coburger Fürstenstaat. Den Sammlungsschwerpunkt bilden Rechts- und Staatswissenschaften (zahlreiche Sammelbände mit unikalen juristischen Dissertationen), Ökonomie, Politik und Geschichte. Bemerkenswert sind außerdem die zahlreichen Gelegenheitsschriften. Die meisten Bücher stammen aus dem 16. und vor allem dem 17. Jahrhundert. Parallel zur Hof- und Staatsbibliothek sowie zur Bibliotheca Casimiriana wurde aber auch die Scheres-Bibliothek bis ins 19. Jahrhundert fortgeführt. Eine Suche nach "Sche"-Signaturen führt im Katalog zu über 6.000 Treffern, wobei die Erschließung noch nicht abgeschlossen ist und rund ein Viertel bislang fehlt. 

 

 

 

 

 

Barockbibliothek Herzog Albrechts

Die barocke Schlossbibliothek Herzog Albrechts (1648-1699) wurde nach seinem Tod in die Bibliotheca Casimiriana integriert. Daher existiert sie nicht mehr als eigenständige Sammlung mit entsprechenden Signaturen. Anhand der eingeklebten Exlibris in Verbindung mit farbigen Beklebungen ("Einkleidungen") lässt sich jedoch gut erkennen, welche Bücher aus dem heutigen Cas-Bestand einst die "Bibliotheca Albertina" bildeten. Aufgestellt waren diese Bücher in vier zusammenhängenden Zimmern im 2. Obergeschoss der Ehrenburg hinter dem markanten Erker; dort, wo sich heute das Direktionszimmer und die Verwaltung befinden. Der Bestand war nach den üblichen vier Universitätsfakultäten gegliedert, ergänzt durch eine geschichtliche Abteilung: Die philosophischen Bücher (Artistenfakultät) waren gelb eingekleidet und standen im ersten Zimmer, in dem auch der "Geheime Rat" des Herzogtums tagte. Die historischen, rosa beklebten Bücher standen im zweiten Raum. Grün eingekleidet waren die medizischen Schriften im dritten Zimmer, in dem auch die rot beklebten juristischen zu finden waren. Den schwarz eingekleideten theologischen Bücher schließlich war das vierte Zimmer vorbehalten. Insbesondere grüne Beklebungen lassen sich heute noch finden, so etwa an alchemistischen Handschriften, die einst Herzog Johann Friedrich dem Mittleren gehört haben mussten.   


   

Gandersheimer Büchersammlung

Bevor das traditionsreiche Reichsstift Gandersheim in der Napoleonischen Zeit aufgehoben wurde, wartete dort Prinzessin Caroline Ulrike Amalie von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1753-1829) auf die Übernahme der Äbtissinnenwürde. Nachdem die Säkularisation ihren Lebensentwurf durchkreuzt hatte, kehrte sie in ihre Heimatstadt zurück. Im Gepäck hatte sie rund 800 Bücher und Schriften aus der Gandersheimer Bibliothek. Neben dem Gandersheimer Evangeliar aus dem 9. Jahrhundert (heute Kunstsammlungen der Veste Coburg) waren es vor allem Bestände aus der von Äbtissin Elisabeth Ernestine Antonie von Sachsen-Meiningen (1681-1766) aufgebauten und in Schloss Brunshausen untergebrachten Barockbibliothek. Carolines Abfindung gelangte in Teilen ins Kupferstichkabinett, das heute  zu den Kunstsammlungen der Veste Coburg gehört. Die meisten der Bücher wurden in die Herzogliche Hof- und Staatsbibliothek integriert.  

Schloss Brunshausen

Kunstsammlungen der Veste Coburg

 

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