Depots und Sammlungen der Coburger Landesstiftung
Kirchenbibliothek St. Moriz
Die Kirchenbibliothek von St. Moriz (Bibliotheca Mauritiana) kam 1971 als Depot der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde von St. Moriz in die Landesbibliothek. Mit dem Aufbau der Sammlung wurde in der Zeit der Reformation (in Coburg 1524 eingeführt) begonnen. Sie stellt ein Spiegelbild der Entwicklung der Coburger Landeskirche bis ins 19. Jahrhundert dar. 2593 Eintragungen mit "Mo"-Signaturen sind im Katalog zu finden. Den Schwerpunkt bildet geistliches und theologisches Schrifttum keineswegs nur der lutherischen Orthodoxie. Wichtig sind daneben barocke Musikdrucke und Kirchenmusik des 18. Jahrhunderts. Die meisten Bücher waren Schenkungen entweder aus dem Herzogshaus oder von einflussreichen Personen am Hof und in der Stadt wie dem aus Quedlinburg stammenden Fürstlich-Sächsischen Rentmeister Georg Hack (gest. 1617) oder dem Bürgermeister Marcus Amling (1544-1616). Zum Bestand gehört neben einer ehemaligen Kettenbibel auch eine mehrsprachige Bibel, deren Text im Auftrag der spanischen katholischen Könige (!) auf höchstem philologischen Niveau erarbeitet wurde (Complutensische Polyglotte) und von Herzog Johann Casimir (1564-1633) der Coburger Kirche geschenkt wurde.
Luthersammlung
Die Luther-Drucke der Landesbibliothek Coburg verteilen sich auf mehrere Bestandsgruppen. Neben der Hof- und Staatsbibliothek, der Bibliotheca Casimiriana und der Kirchenbibliothek von St. Moriz ist hier der "Lu"-Bestand zu nennen. Diese Signaturgruppe umfasst eine Sammlung, die im 19. Jahrhundert gezielt für Schau- und Erinnerungszwecke aufgebaut wurde. Spiritus rector war Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (1819-1861), der als britischer Prinzgemahl von Windsor aus die Oberaufsicht führte. Er wollte damit an den Aufenthalt des Reformators 1530 auf der Veste Coburg erinnern und ihm wie den eigenen Vorfahren ein Denkmal setzen, ohne die die Reformation so schließlich nicht stattgefunden hätte. Aus konservatorischen Gründen wurde dieses "würdigste aller Luther-Denkmale" in den frühen 1950er Jahren aus dem Luther-Zimmer der Veste Coburg in die Landesbibliothek verbracht. Es befindet sich bis heute im Eigentum der Coburger Landesstiftung. Auf den "Lu"-Bestand entfallen im Katalog 1195 Treffer. Zu Lebzeiten Martin Luthers entstandene Drucke seiner Schriften (Lu Ia) werden ergänzt durch Publikationen nach seinem Tod (Lu Ib), von seinen Mitstreitern und Weggefährten (Lu II) sowie spätere Forschungsliteratur (Lu III).
Schlossbibliothek Niederfüllbach
Bevor Leopold von Sachsen-Coburg Saalfeld (1790-1865) erster König der Belgier wurde (1831), bewirtschaftete er in Niederfüllbach (Landkreis Coburg) ein Hofgut. Für die theoretische Fundierung kaufte er Bücher, die er großteils einheitlich binden und mit dem Monogramm PL (Prinz Leopold) schmücken ließ. Die Schlossbibliothek Niederfüllbach (SBN) umfasst die damals modernste agrarwissenschaftliche Literatur ebenso wie prachtvolle dokumentarische Bildbände zu Flora und Fauna (Georg Dionysius Ehret (1708-1770), August Johann Rösel von Rosenhof (1705-1759)). Sie wurde 1965 von der Coburger Landesstiftung angekauft. Im Katalog weist die Sammlung 528 Eintragungen auf.
Herzogliche Privatbibliothek
Im nachabsolutistischen Fürstentum Coburg (1807 wiederbegründet) wurde zwischen der mittlerweile aus der Landeskasse unterhaltenen ehemaligen Hofbibliothek und den privaten Büchersammlungen der herzoglichen Familie unterschieden. Der Mitte des 20. Jahrhunderts von der Coburger Landesstiftung angekaufte „HP“-Bestand (Herzogliche Privatbibliothek) ist im OPAC mit über 25.000 Titeln nachgewiesen. Vorbesitzer waren die Coburger Herzöge des 19. Jahrhunderts von Ernst I. (1748-1844) über Ernst II. (1818-1893) bis Alfred, Duke of Edinburgh (1844-1900), ihre Frauen und ihre Kinder. Auf einzigartige Weise spiegelt die herzogliche Privatbibliothek die weitgefächerten Neigungen, Interessen, Studiengebiete, verwandtschaftlichen Beziehungen - es war die Zeit des kometenhaften Aufstiegs in die regierenden Dynastien Europas - und sonstigen Netzwerke der einzelnen Familienmitglieder wider. So sind die Schul- und Studienbücher der Prinzen Ernst II. (1818-1893) und Albert (1819-1861) ebenso zu finden wie Geschenke mit handschriftlichen Widmungen Königin Victorias von Großbritannien und vieles andere mehr. Insbesondere weist der Bestand zahlreiche seltene Privatdrucke aus Deutschland, Großbritannien und dem Commonwealth auf.
Die private Notensammlung Herzog Ernsts II. stellt unter der Bezeichnung "Schlossmusikalien" einen eigenen Teibestand der Landesbibliothek Coburg dar.
Carl Eduard Bibliothek
Die Privatbibliothek des letzten Coburg-Gothaer Herzogs Carl Eduard (1884-1954) ist separat aufgestellt. Der CEB-Bestand ist im Katalog mit über 4.000 Titeln verzeichnet. Enthalten ist im wesentlichen Literatur aus der Zeit Carl Eduards. Der als britischer Prinz geborene Charles Edward wurde noch als Minderjähriger nach Deutschland verbracht. An seinem 21. Geburtstag wurde er 1905 als deutscher Bundesfürst und Coburg-Gothaer Herzog installiert. Zuvor war ihm unter dem Einfluss seines Vetters Kaiser Wilhelm II. eine deutschnationale Gesinnung vermittelt worden. Nachdem er 1918 seinen Thron verloren hatte, wurde er in der Zeit des Nationalsozialismus zu einem einflussreichen Parteigänger und Diplomaten des Hitler-Regimes. Seine Bibliothek legt nicht zuletzt Zeugnis von dieser Entwicklung ab.