Einen Steinwurf von der Landesbibliothek entfernt erinnert heute noch die Hofapotheke und ganz besonders das dort verwahrte Epitaph an Coburgs prominentesten Apotheker, den auch überregional bekannten Schriftsteller und Drucker Cyriacus Schnauß.
Schnauß wurde am 8. August 1512 in Rodach geboren. Nach einer Apothekerlehre in Coburg und Bamberg betreute er Apotheken in Berlin, Stettin und Stargard, bevor er 1538 nach Coburg zurückkehrte. Hier konnte er zunächst keine Konzession für eine eigene Apotheke erlangen, arbeitete aber schon halblegal, bis er 1550 schließlich die Apotheke „zum Güldenen Strauß“ in der Steingasse neben dem Brauhaus offiziell eröffnen durfte.
Etwa 1544 begann er den Betrieb einer Druckerei, vermutlich im Keller seines Hauses, die für das nächste Jahrzehnt mit Drucken eigener und fremder Werke gut beschäftigt war; auch danach erschienen noch einzelne Schriften. Unter den Werken anderer Autoren finden sich zum Beispiel zwei Schriften gegen die Pest von Christoph Statmion (Mass) und Johann Rympffer (1551 und 1552). Das VD16 weist über 30 verschiedene Drucke dieser Offizin nach.
Schnauß selbst verfasste überwiegend theologisch-politische Streitschriften für die protestantische Seite. Für seine Lieder verwendete er die Melodien und einzelne Reimwörter von bekannten Meistersingerliedern, wobei ihm Hans Sachs als Vorbild diente. Nach Luthers Tod schrieb er den „Klag- und Trostspruch“, ein Traktat in Versen, in dem er bewies, dass er die gedruckten Leichenpredigten auf den Tod des Reformators kannte. Das Werk mit den meisten Drucken und Nachdrucken stellt der „Pasquillus“ (Pasquillus = Flugschrift, Spottschrift) dar, der den Untertitel „Neue Zeitung vom Teufel“ („Zeitung“ bedeutet hier „Nachricht“) trägt.
Der angesehene Coburger Bürger Cyriacus Schnauß war mindestens zweimal verheiratet, aus der zweiten Ehe ging eine Tochter namens Margaretha hervor. Er wurde am 13. Januar 1571 in Coburg begraben.