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„Gekrönter Dichter“, Bäcker und Lehrer in Coburg

Michael Franck, dessen 400. Geburtstag Anlass für diese Ausstellung im Vorsaal der Landesbibliothek ist, war „Kaiserlich gekrönter Dichter“, Lehrer an der Coburger Stadt- oder Ratsschule – und er war Bäcker. Heute würde man ihn als „Seiteneinsteiger“ bezeichnen; 1644, als Franck Lehrer wurde, war es für ihn und seine Familie der lange ersehnte und erhoffte Ausweg aus der sozialen Not, in die sie durch den Dreißigjährigen Krieg gerieten.

Copyright: Landesbibliothek Coburg

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Franck, 1609 in Schleusingen geboren (heute im Landkreis Hildburghausen gelegen), starb 1667 in Coburg und wurde auf dem Salvatorfriedhof begraben. Bekannt wurde er vor allem durch seine geistlichen Lieder, deren populärstes „Ach wie flüchtig, ach wie nichtig“ auch von vielen anderen Komponisten vertont wurde, darunter Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann.

Für die Coburger Geschichte besonders wichtig ist Michael Francks Langgedicht „Coburgisches Friedens-Danck-Fest“, das 1651 in Coburg veröffentlicht wurde. Hier beschreibt Franck sehr ausführlich den Ablauf des ersten Coburger Friedensdankfestes 1650, an dem er selbst als Lehrer der beiden unteren Klassen der Ratsschule beteiligt war. Die Themen Francks waren – wie in seiner Zeit, dem Barock, üblich – das Lob Gottes, das Lob der göttlichen Vorsehung, der Gnade und der Güte Gottes auch in der Erfahrung des Leides, das vor allem, aber nicht nur, der Dreißigjährige Krieg über die Menschen brachte. Michael Franck schrieb wie seine Zeitgenossen so genannte Kasuallyrik, die zu besonderen Anlässen wie z. B. der Eheschließung oder des Geburtstages entstanden.

Im Zentrum der Ausstellung steht Michael Franck als Liederdichter; Komponist und „Gekrönter Dichter“. Dieser Ehrentitel wurde Franck 1659, autorisiert durch den Kaiser, von dem bedeutenden geistlichen Liederdichter Johann Rist verleihen. Gezeigt werden zudem sehr seltene Drucke zum Coburger Friedensdankfest 1650: Ein Dokument beschreibt den genauen Ablauf des Festzugs durch die Stadt und die anschließende Versammlung auf dem Markt. Noch seltener dürfte aber eine beidseitig bedruckte Papierfahne sein, die die Knaben der Ratsschule bei ihrem Gang durch die Stadt in den Händen trugen.

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