Vor 800 Jahren, am 7.7.1207 wurde Elisabeth von Thüringen geboren. Sie war die Tochter des Königs Andreas von Ungarn und seiner Frau Gertrud aus dem auch im Oberfränkischen begüterten Haus Andechs-Meranien. Bereits als Kind wurde Elisabeth mit dem Sohn des Thüringer Landgrafen verlobt und daher auf der Wartburg erzogen. Ihrer in den Chroniken als glücklich beschriebenen Ehe mit Landgraf Ludwig IV. war nur eine kurze Dauer beschieden. Wohl noch während ihrer Ehe unterwarf sich Elisabeth, fasziniert vom Armutsideal des Franz von Assisi, der strengen Führung ihres Beichtvaters Konrad von Marburg und brach mit den Konventionen des höfischen Lebens. Nach zahlreichen Schicksalsschlägen starb sie bereits mit 24 Jahren in Marburg. Nur wenige Jahre nach ihrem Tod wurde sie heiliggesprochen. Zahlreiche Legenden ranken sich um sie und um ihren auf einem Kreuzzug verstorbenen, später ebenfalls heiliggesprochenen Ehemann. Für das dynastische Selbstverständnis der späteren Thüringer Landgrafen aus dem Haus Wettin waren Ludwig und Elisabeth gleichermaßen wichtig. Zur volkstümlichen Heiligen wurde allerdings nur Elisabeth.
Im Elisabethjahr 2007 ist in Eisenach, auf der Wartburg und in der Predigerkirche, vom 07.07. bis 19.11.2007 die große Jubiläumsausstellung „Elisabeth von Thüringen – eine europäische Heilige“ zu sehen. Dazu steuert die Landesbibliothek Coburg ein bedeutendes Exponat bei. In Eisenach wird die aus dem Kloster Reinhardsbrunn stammende Sammelhandschrift Ms Cas 102 gezeigt. Darin sind versammelt das „Leben des Landgrafen Ludwig IV., des Heiligen, von Thüringen“, übersetzt von Friedrich Köditz von Saalfeld, das „Leben der heiligen Elisabeth“ von Johannes Rothe, Berichte über Wundertaten Ludwigs sowie ein weiteres Heiligenleben. Die große Bedeutung der auf Pergament geschriebenen, in einen Holz- Schweinsledereinband mit Streicheisenverzierungen und Blindstempeln sowie Messingbeschlägen, -leisten und –buckeln versehenen Handschrift liegt in ihrer Herkunft. Das Kloster Reinhardsbrunn war die Grablege der Landgrafen von Thüringen. Ludwig der Heilige wurde dort bestattet. Von seinem Leichenzug von Otranto über Bamberg, wo Elisabeth seine Gebeine in Empfang nahm, bis nach Reinhardsbrunn wird in der Überlieferung ausgiebig berichtet. Das zeigt deutlich, dass der Ludwigs- und mit ihm der Elisabeth-Kult unter anderem von Reinhardsbrunn ausging und der Coburger Handschrift dabei eine wichtige Rolle zukommt. Deswegen und weil sie zu den ältesten Handschriften des Elisabeth-Lebens von Johannes Rothe gehört, wurde sie zur maßgeblichen Grundlage einer erst vor zwei Jahren erschienen Neuausgabe dieser historischen Elisabethbiografie.
Auch das evangelische Coburg verbindet einiges mit der heiligen Elisabeth. Zweimal, bei ihrer Flucht von der Wartburg zu ihrem Onkel, dem Bamberger Bischof, und bei ihrer Rückkehr im Gefolge des Trauerzuges, wird sie mehr oder weniger nahe an Coburg vorbeigekommen sein. Vor allem aber brachten ihr und ihrem Gemahl auch die späteren Thüringer Landgrafen und Kurfürsten bzw. Herzöge von Sachsen aus dem Haus Wettin eine hohe Verehrung entgegen; sogar im 16. Jahrhundert, als die Wettiner der Reformation zur Durchsetzung verhalfen. Bei den Coburger Herzögen Ernst I. und Herzog Ernst II. ist dieses Traditionsbewusstsein durchaus noch erkennbar. Ernst I. ließ in Reinhardsbrunn ein neugotisches Schloss nebst Landschaftspark errichten, Ernst II. eine neoromanische Kapelle hinzufügen. Die besondere historische Bedeutung des Ortes und der Rückgriff auf mittelalterliche Baustile sprechen ebenso für das bewusste Anknüpfen an mittelalterliche Traditionen wie das bezeugte Interesse Ernst II. am damaligen Reich und damit wohl auch an seinen Vorfahren im Herrscheramt. Wie Landgraf Ludwig IV., dem Heiligen, von Thüringen, dem Gemahl der heiligen Elisabeth, wurde auch Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha vor seiner Bestattung in Coburg eine prachtvolle Trauerfeier in Reinhardsbrunn (24./25.08.1893) zu Teil, sicher weit mehr als bloßer Zufall.